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Print lebt. Und doch, nicht nur im gedruckten Monolog, sondern auch im digitalen Dialog liegt die journalistische Zukunft.
 
Für Edeka-Chef Markus Mosa ist der Fall klar und darf als Hommage ans Gedruckte formuliert werden: „Wir können Petersilie, Sie können Zeitschriften. Sie liegen deutlich vor Obst und Gemüse, Zeitschriften sind einfach gesund.“ Edeka will künftig wieder verstärkt und mit zusätzlichen Werbespendings im Printsektor investieren und Präsenz zeigen. Aber nicht nur mit dieser Ankündigung sorgte der diesjährige „Publishers’ Summit“ des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) für einiges Erstaunen und zunächst auch ungläubige Gesichter.

Denn lange war der Branche ein allmählicher, aber unaufhaltsamer Niedergang prognostiziert worden. Großverlage wie Axel Springer hatten sich erst jüngst von ihren ehemaligen Flaggschiffen wie der TV- und Hörfunkprogrammzeitschrift „Hörzu“ getrennt und wenden sich verstärkt dem digitalen Geschäft zu. Im magischen Dreieck zwischen journalistischem Inhalt, technologischen Optionen und den Kundenbedürfnissen schien die Welt der Digitalisierung immer mehr zu dominieren und alles in ihren Bann zu ziehen.

Printgeschäft weiter die tragende Säule

Selbstzweifel nagten am Selbstbewusstsein der Print-Branche und das Kartellamt erschwerte mit seinem Tunnelblick auf den nur nationalen Markt den Verlagen ein Wachstum durch sinnvolle Zukäufe. Umso mehr verwundert, dass Deutschland ähnlich wie im Maschinenbau auch im Zeitschriftensektor trotz des globalen Vormarsches der IT-Technologien weiterhin das Weltmarktniveau definiert. Titel wie „Der Spiegel“, „Die Zeit“, „Focus“ und „Wirtschaftswoche“ haben als Nachrichten-, gesellschafts- und wirtschaftspolitische Magazine und Wochenzeitungen, aber auch als People-Blätter wie „Bunte“ und „Gala“ Maßstäbe gesetzt.

Für 75 Prozent der Verlagshäuser ist nach einer gemeinsamen Studie des VDZ und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG das Printgeschäft weiter die tragende Säule. Auch 2015 wird sich die Hälfte der Verlage (54 Prozent) vornehmlich auf Printprodukte stützen, auch wenn das Digitalgeschäft als Ergänzung des klassischen Printbereichs immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die meisten Verlagsmanager sehen die Zukunft in einer Kombination von Print-Titeln mit Digital-Angeboten durch eine gelungene Schnittstellen-Verknüpfung. Bei der „Verzahnung der Angebotswelten von Print und Digital“ komme es darauf an, mit neuen Produkten redaktionell gut recherchierte und aufbereitete Inhalte und Services zu entwickeln und diese Angebote kontinuierlich weiter auszubauen.

Bei aller in vielen Fällen auch berechtigten Kritik an den Medien im Allgemeinen und dem Magazin-Journalismus im Besonderen: Nach einer aktuellen und vom VDZ in Auftrag gegebenen Allensbach-Umfrage halten 85 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Zeitschriften und Tageszeitungen für „besonders zuverlässige und glaubwürdige Informationsquellen“. Erst knapp hinter diesem Wert folgen die elektronischen Medien (TV und Hörfunk), die 83 Prozent der Bundesbürger als besonders qualifiziert wertschätzen. Demgegenüber kommen die Online-Medien (stationäre und mobile Websites) nur auf 32 Prozent.

Flexibilität beim Medienkonsum

Dass die Printmedien und im besonderen Magazine und Wochenblätter in puncto Vertrauenswürdigkeit, Themenkompetenz und journalistische Qualität in der Gunst des Publikums vorn liegen, ist nicht nur im haptischen Bedürfnis der Menschen und in der Flexibilität beim Medienkonsum oder auch einer Art Besitzerstolz begründet. Natürlich lässt es sich in einer Zeitschrift vor dem heimischen Kamin, beim Einschlafen oder Aufwachen, aber auch im Zug und im Flieger bequemer blättern und Bilder und Fotos intensiver betrachten, als dies mit einem Tablet oder iPad möglich ist. Während nach der Allensbach-Studie 51 Prozent der Bevölkerung meinen, zu viel fernzusehen, würden 32 Prozent gern intensiver Zeitungen lesen und immerhin noch 28 Prozent gern mehr Zeit in das Studium von Zeitschriften und Magazinen investieren.

Diese Umfrageergebnisse ließen eine „gewisse Sehnsucht nach mehr Entschleunigung, nach einer Auszeit vom zunehmend technologiegetriebenen Alltag erkennen“, resümiert Allensbach-Chefin Renate Köcher. Denn mehr als ein Drittel der Menschen glauben, zu viel Zeit im Internet zu verbringen; 73 Prozent der 16- bis 29-Jährigen sind sogar der Ansicht, zu häufig online zu sein. Und 74 Prozent in dieser Altersgruppe lesen lieber die gedruckte Zeitschriften-Ausgabe, nur sechs Prozent favorisieren die elektronische. Für Köcher liegt die Zukunft in „Technologien, die Print-Charakter haben – wie etwa Displays, die sich knicken und rollen lassen“. Dem Konsumenten böte sich damit „ein von gedruckten Medien gewohntes Nutzungserlebnis im digitalen Mantel“.

Dass die „Leute lesen wollen“ und dass sie „Zeitschriften wollen“, wie Verbandspräsident Hubert Burda resümiert, mag auch in der einzigartigen „Verbindung von Text und Bild“ begründet sein. Mit Verweis auf Google, Facebook und Amazon sieht Burda die Verlage und ihre Journalisten aber auch als „Garanten verantwortungsvollen Publizierens“ und beansprucht: „Wir haben es wie keine andere Branche mit der öffentlichen Meinung zu tun. Den öffentlichen Diskurs bestimmen vor allem die Printmedien.“

Mehr Zeit- und auch finanzielle Budgets

Noch hat der Verleger recht. Noch ist das Internet nicht erwachsen genug und hinreichend ausgereift. Oft erweisen sich die „Social Media“ nicht als soziale Meinungsmärkte, sondern als asoziale Pöbelforen, die im Schutz der Anonymität auch Shitstorms in Form unqualifizierter Verbalinjurien Tür und Tor öffnen. Und mit einigem Recht gehen die Leser im Print und die User im digitalen Online davon aus, dass dem Magazin- und Zeitschriftenjournalismus im Vergleich zu Online-Redaktionen mehr Zeit- und auch finanzielle Budgets für eine gediegene Recherche und qualifiziertes Abwägen zur Verfügung stehen.

Doch längst ist man auf allen Seiten aus den Gräben gekommen und Journalisten und Kreative gehen immer mehr aufeinander zu. Nicht im Gegeneinander, sondern im Miteinander, nicht nur im gedruckten Monolog, sondern auch im digitalen Dialog der journalistischen Dienstleister und kreativen Autoren mit Lesern und Usern liegt die Zukunft. Verlage wie der von „The European“ haben dies erkannt – sie bieten ihren Lesern spannende und aktuelle Debatten-Foren online und als klug recherchierte Storys im Printmagazin.

von Richard Schütze
28.10.2013
   
 
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