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Presse / Publikationen / 2013_2014 /  

Interview mit Richard Schütze

Die Partner an der Seite von Spitzenpolitikern haben weit mehr als nur repräsentative Aufgaben. Sie bestimmen maßgeblich das Bild mit, das in der Öffentlichkeit kursiert. In Hessen konkurrieren Ursula Bouffier und Annette Gümbel um den Posten der First Lady, beide Frauen bringen sich aktiv in den Wahlkampf ein. Wenn Politiker ihr Privatleben öffnen, müssen sie aber einige Fallstricke überwinden, sagte der Berliner Politikberater und Medientrainer Richard Schütze der dpa. Er hat schon mehrere Ministerpräsidenten und Bundesminister beraten.
 
I. Scheuplein: Welche Rolle spielen die Partner von Politikern in der öffentlichen Wahrnehmung?

R. Schütze: Das kann eine bedeutende Rolle sein. In den USA ist die Inszenierung von Familie sehr stark. Im Kanzleramt haben wir das auch gehabt, schon seit Konrad Adenauer, der sich in Italien beim Boccia-Spielen und mit
seinen Kindern fotograeren ließ. Bei Angela Merkel haben wir das Gegenmodell, der Ehemann, Professor Sauer, hält sich ganz zurück. Auf der Ebene der Ministerpräsidenten gibt es beispielsweise Horst Seehofer, bei dem das
Private in manchen Bezügen auch eher unfreiwillig öffentlich wurde. Grundsätzlich muss man sich vorher genau überlegen, in welcher Form positioniert man Familienmitglieder und Ehepartner in der Öffentlichkeit. Wenn man
einmal eine Homestory zulässt oder gar selbst inszeniert, dann ist das nicht mehr rückholbar.

I. Scheuplein: Wenn ein Politiker das zulässt, was kann der Partner oder die Partnerin dann zur Erreichung seiner Ziele beitragen?

R. Schütze Der Partner kann das Bild abrunden, kann mich als zugewandt, vetrauenswürdig,
kommunikationsfreudig, menschlich, partnerschaftsfähig, dialogbereit und sympathisch in dem Sinne zeigen, dass ich auch eine emotionale Seite habe. Also alle Tugenden, die wir uns wünschen von einem Traummann oder einer
Traumfrau.

I. Scheuplein: Birgt das denn auch Gefahren für den Politiker oder den Partner?

R. Schütze Die Gefahr ist, dass der Partner mit ins Boot genommen wird. Wenn es eine eher unsichere Partnerschaft ist, die auch aufgehoben werden kann - wie im Fall Oskar Lafontaine zum Beispiel -, dann wird der Partner
mitverhaftet für politische Grundhaltungen und einen politischen Stil. Bettina Wulff hat ja berichtet, sie habe sich beim Rücktritt ihres Mannes weit neben das Rednerpult gestellt um zu zeigen, dass sie nicht verantwortlich für das
ist, was da geschieht. Wenn die Partnerschaft dann zuende geht, suchen die Medien und das Publikum nach Differenzen und Unstimmigkeiten und ziehen daraus politische Rückschlüsse. Der Schuss kann also auch nach
hinten los gehen.

I. Scheuplein: Was kommt beim Wähler besser an, eigenständige Partner, die sich öffentlich zurückhalten oder diejenigen, die ganz in der Rolle aufgehen?

R. Schütze Wichtig ist die Frage, ist das authentisch oder wird dem Partner eine Rolle übergestülpt, weil man ihn
jetzt braucht, zum Beispiel als liebevolle, fürsorgliche, zugeneigte und stets hilfsbereite Ehefrau? Wenn das aufgedrückt wird, kann es sich ganz schnell ins Gegenteil verkehren und zu öffentlichem Streit führen. Davon ist
abzuraten.

I. Scheuplein: Wie schätzen Sie die hessischen Kontrahentinnen ein?

R. Schütze Die beiden Damen geben sich eloquent und als Unterstützung ihrer Männer. Beide loben ihre Männer öffentlich und ihre Eigenschaften und Tugenden wie Intelligenz, Zugewandtheit, Verlässlichkeit und
Dialogbereitschaft mit dem Bürger. Das ehrenamtliche Engagement der beiden Damen ist ganz klassisch. Und beide haben sich zugleich als selbstbewusste und kritische Ratgeberin ihres Mannes positioniert. Die Rolle einer
First Lady ist aber in der Verfassung eigentlich nicht angelegt, noch gibt es diese Institution offiziell. Das ist eine Nachahmung aus Zeiten der Monarchie oder aus präsidial geprägten Demokratien wie den USA. Hier soll die
Familie als Staat im Kleinen zeigen, dass auch auf der großen Ebene alles funktioniert.

geführt von Isabell Scheuplin
6.9.2013
   
 
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